Teil 2
Das Rätsel der pflanzlichen Namen
Das Geburtsjahr unserer heutigen botanischen Namen war 1753 mit der ersten Auflage von Linnés „Species plantarum“. Er prägte die binäre Nomenklatur und wandte sie als erster konsequent auf alle Pflanzen an. Alle vorlinnéischen Pflanzennamen wurden aufgrund internationaler Beschlüsse für ungültig erklärt. Heute sind die Namen im ICBN = „Internationaler Code der Botanischen Nomenklatur“, dem international gültigen Regelwerk zur Nomenklatur der Pflanzen, einheitlich geregelt. So ist gewährleistet, dass jeder botanische Name in der ganzen Welt gleich ist, von allen verstanden und gebraucht wird. Die Wahl der Sprache fiel dabei natürlich auf Latein, auch deshalb, weil diese Sprache keiner Veränderungen mehr unterworfen ist. Auch wenn ein großer Teil der Namen aus Griechischen stammt (und wenige andere aus verschiedenen weiteren Sprachen), wurde alle Namen in Form, Schreibweise und Aussprache latinisiert.
Jeder botanische Name darf nur für eine Pflanzenart gelten. Damit ist eine eindeutige Zuordnung gewährleistet. Jeder botanische Name hat immer die gleiche Bedeutung und ist damit dauerhaft beständig. Trotzdem werden die Namen der aktuellen Forschung „angepasst“ und aktualisiert. Aber die Übertragung eines Namens auf eine andere Pflanzenart bleibt ausgeschlossen.
Die binäre Nomenklatur weist jeder Pflanze einen Namen zu, der aus zwei Anteilen besteht: dem Gattungs- und dem Artnamen (spezifisches Epitheton ). Gattungen und Arten sind so genannte Taxa (Singular: Taxon). Übersetzt bedeutet es so viel wie Sippe. In der Systematik bezeichnet man damit eine Rangstufe, egal welcher Art. So ist sowohl eine Gattung als auch eine Familie oder Ordnung ein Taxon. Der wichtigste Grundsatz der Nomenklatur sagt aus, dass jede taxonomische Gruppe nur einen korrekten Namen tragen kann. Es ist immer der älteste Name, der den Regeln des ICBN entspricht und so veröffentlich wurde (Prioritätsgrundsatz). So kam es
dazu, dass viele Art- und Gattungsnamen geändert werden mussten und nun für viele Pflanzen eine Fülle von Namen existieren.
Hinter dem Artnamen fügt sich oftmals noch der Autorenname an. Dabei wird derjenige, der diese Pflanze richtig und gültig benannt und veröffentlicht hat, mit einer Abkürzung seines Namens genannt, z.B. steht L. für Linné. Gattungsnamen werden immer groß geschrieben, alle anderen Taxa unterhalb (Art, Varietät) immer klein – aber: Sortennamen immer groß. Als Beispiel sei genannt:
Rosa rubiginosa L.
Gattung: Rosa – Rose Art: Art: rubiginosa – Wein- (die Pflanze heißt also offiziell Weinrose, wobei allerdings rubiginosa sich vom Lateinischen robiginosus für rosig / rostrot ableitet)- Autor: L. = Linné
Oftmals reichen aber zwei Worte nicht aus, um eine Pflanze ausreichend zu benennen. Schauen wir uns weitere Beispiele dazu an:
Lavandula x intermedia Lois
Mentha x piperita var. piperita
Besondere Bedeutung hat das „x“ im Namen. Hiermit kennzeichnet man den Bastardcharakter einer Pflanzenart. Im ersteren Beispiel handelt es sich um den Lavandin. Wie wir wissen handelt es sich um eine Hybride (=Kreuzung = Bastard) aus Lavandula angustifolia Mill. ssp. angustfolia und Lavandula latifolia Medik.. Schreibt man den Namen aus, erhält man: Lavandula angustifolia x L. latifolia . Im zweiten Beispiel handelt es sich um die Pfefferminze – auch ein Bastard. Die Abkürzung „var.“ steht für Varietät – ein Taxon in der Rangstufe unterhalb der Unterart (Subspezies, ssp.). Neben der Pfefferminze ist auch die Bergamotteminze eine Mentha x piperita, nämlich die var. citrata. Die alleinige Bezeichnung Mentha x piperita wäre also nicht eindeutig und ausreichend.
Einzelne Sorten von Pflanzen (übrigens die unterste Rangstufe der Systematik) werden den Namen in Anführungszeichen angehängt:
Rosa x centifolia ‚Muscosa’
1 Carl von Linné, schwedischer Naturforscher, 1707 – 1778
2Unter einer Art versteht man eine Gruppe von Individuen, die sich untereinander fortpflanzen, aber von anderen Gruppen durch ihre Fortpflanzung isoliert sind.
3Epitheton = als Beifügung gebrauchtes Eigenschaftswort
Hallo Sabrina, hallo Thomas, klasse Ausführung!!!! Das ist immer Thema meiner ersten Pflanzenexkursion im Botanik-Kurs hier im ‚Botanischen Garten‘ von Garnish Island, der auf einer Insel liegt. Ein kleine Korrektur: rubiginosus/robiginosus heißt rostrot und rostig. Meint auch der ‚Robin‘ neben mir, englisch für das Rotkehlchen, das oft über die Fensterbank zu mir reinschaut.
Hallo Eliane,
du hast völlig Recht, ich werde Thomas darauf ansprechen und es im Text ändern.
Ganz liebe Grüße
Sabrina
Da haben wir beide Recht – aber das „Wein-“ war nicht als Übersetzung gedacht, sondern als Artname. Der Zander führt die Art Rosa rubiginosa offiziell als Weinrose. Vielleicht kann man das im Text wieder zurückändern oder in Klammern dahintersetzen.