Schlägt man das Fachbuch von Eliane Zimmermann auf, findet man unter dem botanischen Namen „Cinnamomum camphora“ gleich drei ätherische Öle. Das verwundert, lernt man doch in Aromatherapie Seminaren, dass der wissenschaftliche Name genau bezeichnet um welche Pflanze es sich handelt. In diesem Fall ist das allerdings nicht so. Man muss noch genauer hinschauen, um zu erkennen, dass es drei verschiedene Chemotypen gibt.
- Cinnamomum camphora Ct. Linalool
- Cinnamomum camphora Ct. 1,8-Cineol
- Cinnamomum camphora Ct. Campher
Die sogenannten Chemotypen verweisen auf den Hauptinhaltsstoff im jeweiligen ätherischen Öl.
Welche bekannten ätherischen Öle verbergen sich nun hinter diesen drei Chemotypen?
Der Chemotyp Linalool ist ein besonders sanftes ätherisches Öl, der 1,8-Cineol Chemotyp duftet kräftig eukalyptusartig und der Chemotyp Campher stark kampfrig und fast stechend. Alle drei Pflanzen zählen zur Pflanzenfamilie der Lorbeergewächse, liefern aber völlig unterschiedliche wirkende und riechende ätherische Öle.
Öffnen wir die Flasche bei diesen drei Ölen werden wir erstaunt feststellen, dass eines dieser Öle sehr mild, fast ein wenig lavendelartig riecht – aber die anderen beiden, besonders der Kampfer richtig in der Nase stechen. Daran kann die Nase schon sehr gut erkennen, dass die drei Öle zwar den gleichen wissenschaftlichen Namen, aber unterschiedliche Wirkungen besitzen müssen:
Ho-Blätter
Das ätherische Ho-Blätter Öl stammt vom dem chinesischen Kampferbaum, es wirkt im Gegensatz zum Kampfer Öl nicht anregend und wird heute als guter Ersatz für Rosenholzöl verwendet. Es besteht fast ausschließlich (bis zu 99%) aus dem Lavendelalkohol Linalool. Diese Tatsache macht das Öl sehr verträglich für alle Menschen und ist ein tolles Öl bei Atemwegserkrankungen von Kindern. Man könnte sagen, die Ho-Blätter sind der „Lavendel unter den Lorbeergewächsen“.
- beruhigend
- stark antibakteriell
- stark antimykotisch
- stark antiviral
Es eignet sich gut für den Einsatz in der Duftlampe, in Hautpflegeprodukten oder auch in Badezusätzen.
Hautwohl-Mix
zur Hautpflege juckender und/oder empfindlicher Haut
50 ml Bio-Mandelöl
3 Tropfen Karottensamenöl
2 Tropfen Ho-Blätter
1 Tropfen Rosengeranie Bourbon
Sheabutter oder Kokosöl mit den ätherischen Ölen Majoran und Ho-Blätter pflegen die (trockene, gereizte) Nasenschleimhaut, befreien die Nase und bilden eine natürliche Barriere für Viren
Kampfer
Kampfer ist ein sehr kräftig und wie der Name schon sagt kampfrig riechendes Öl. Der Duft sticht förmlich in der Nase, woran ein Laie schon erkennen kann, dass dies kein „Kinderöl“ ist!! Es enthält bis zu 50% Borneon (früher Kampfer genannt), bis zu 30% 1,8-Cineol und kann sogar bis zu 18% Phenylether enthalten.
Kampfer ist absolut ungeeignet für Babys und Kinder und sollte auch von Schwangeren und epilepsiegefährdeten Menschen gemieden werden. Auch bei einer zu hohen Dosierung kann Kampfer auf der Haut Irritationen verursachen. Zudem gilt es in der klassischen Homöpathie als sogenanntes „Antidot“ und sollte während einer homöopathischen Behandlung nicht verwendet werden.
- stark schmerzlindernd
- durchblutungsfördernd
- antirheumatisch
- aquaretisch
- anregend (auch Kreislauf)
- mukolytisch
Kampfer kann bei stabilen Erwachsenen in schmerzlindernde Einreibungen bei rheumatischen Beschwerden, sowie bei Muskelkater und Muskelschmerzen Verwendung finden. Dabei würde ich eine Dosierung von max. 1 % nicht überschreiten.
Heute wird Borneon meist synthetisch hergestellt und in medizinischen Salben, Badezusätzen und Inhalationsmischungen verwendet.
Was sagt die Wissenschaft zu Borneon (Kampfer)
Die ätherischen Öle von Salvia officinalis (Salbei) und S. lavandulifolia (Lavendelsalbei) haben in einer In vitro-Studie einen Anti-Cholinesterase-Effekt gezeigt. Somit ähnelt ihre Wirkung der Wirkweise von modernen Medikamenten, die bei Morbus Alzheimer verschrieben werden. Auch die Öle-Hauptbestandteile Borneon, 1,8-Cineol und α-Pinen zeigten, je nach Verdünnungsgrad, eine Unterdrückung von Acetylcholinesterase
(Nicolette & al. 2003). Quelle: Eliane Zimmermann
Du magst den Artikel zu den wissenschaftlichen Studien lesen, dann klick hier
Ravintsara
Das Ravintsara Öl kommt aus Madagaskar. In der Landessprache bedeutet es soviel wie „das gute Blatt“. Es enthält nur einen verschwindend geringen Anteil an Kampfer (meist unter 1%), dafür ca. 65% 1,8-Cineol, ca. 15% Monoterpene, dazu kommen noch ca. 12% Monoterpenalkohole und eine kleine Menge Sesquiterpene. Aufgrund dieser Zusammensetzung zählt es zu den sehr gut verträglichen Ölen und kann trotz seines recht hohen Cineol-Anteils schon bei Kindern ab ca. 3 Jahre zum Einsatz kommen.
- stark antiviral
- antibakteriell
- auswurffördernd
- entzündungshemmend
- immunstimulierend
Das ätherische Ravintsara Öl ist besonders beliebt in Erkältungsmischungen, bei Herpes Infektionen wie Herzpes Zoster, – labialis und Windpocken. Auch in der Raumluftdesinfektion passt es gut mit den Zitrusölen, um eine Keimverminderung in der Raumluft zu erreichen.
Als Basisöl empfiehlt sich Johanniskrautöl oder Calophyllumöl.
Grundmischung bei Herpes labialis
10 Tropfen Melisse 10% (z.B. von Farfalla)
10 Tropfen Teebaum (ganz frisch)
10 Tropfen Manuka
10 Tropfen Ravintsara
mit dieser Mischung kann bei den ersten Anzeichen mit einem Wattestäbchen die betroffene Hautstelle sofort betupfen. Danach gibt man von der Grundmischung 10 Tropfen auf 5 ml der oben genannten Basisöle und betupft damit die Haut weiter. Zusätzlich darf die Haut zwischendurch immer mit Melissenhydrolat besprüht werden.
Was sagt die Wissenschaft zu 1,8-Cineol
Ein Enzym dieses RNA-Virus aus der Familie der behüllten Coronaviren, die virale Hauptproteinase (Mpro/3CLpro), wurde vor Kurzem als mögliches Ziel für die Entwicklung von Medikamenten gegen SARS-Infektionen erforscht. Diese Hauptproteinase spielt eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung von Polyproteinen, die für die Vermehrung des Coronavirus notwendig sind. In einer vor einem Jahr veröffentlichten, noch nicht durch die relevanten Fachmenschen durchgesehenen „In silico-Studie“ wurde nachgeschaut, wie sich 1,8 Cineol auf das neue Virus auswirkt. Die berechneten Parameter deuteten auf eine effektive Bindung von Eucalyptol an SARS-CoV- 2-Proteinase hin. Die Forscher vermuten, dass Eukalyptol ein potentielles Behandlungspotential darstellen könnte, um als SARS-CoV- 2 Mpro-Inhibitor zu wirken. Es sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um ihre potenzielle medizinische Verwendung zu untersuchen. Die Arbeit Eucalyptol (1,8 cineole) from Eucalyptus Essential Oil a Potential Inhibitor of COVID 19 Corona Virus Infection by Molecular Docking Studies von Sharma & Kaur kann hier eingesehen und runtergeladen werden. (Quelle: Eliane Zimmermann, weiterlesen klick hier)
Viele weitere interessante Fakten zu Baum- und Nadelbaumölen findest du in unserer Sonderausgabe “Ich glaub ich steh im Wald – Die stärkende Kraft der Nadel- und Holzöle”
Wie gut uns Menschen Waldluft tut, ist nicht erst seit der aktuellen Infektionswelle bekannt. Wenn wir entsprechende Studien dazu lesen, denken wir an sorglose Kindertage in der Natur. Auch an unsere Vorfahren, die trotz härtester körperlicher Arbeit Kraft aus den Natur schöpften.
Also liegt nichts näher, also möglichst regelmäßig einen Wald oder wenigstens einen Park aufzusuchen, die durch Bäume gefiltert Atemluft bewusst zu genießen, vielleicht sogar die immergrünen Nadelbäume zu identifizieren.
Jetzt beginnt auch die Vorbereitungs-Zeit für Heuschnupfen-Geplagte, drei oder vier Öle können die Plage im Frühjahr deutlich reduzieren helfen.
Da das Baum-Thema derzeit wichtiger denn je ist, stellten wir “Best of Baumöle” aus allen unseren Medien zusammen. Denn nicht jeder hat einen Wald in erreichbarer Nähe. Gut ein Dutzend ätherischer Öle können uns den Wald sozusagen in die gute Stube bringen. Dazu gibt es spannende wissenschaftliche Experimente, erst dieses Jahr ist eine gute Review-Arbeit dazu erschienen.
Wir fügten zahlreiche neue Rezeptideen für Groß und Klein hinzu, ergänzt mit Bastel-Tipps und Kaufideen – vielleicht als wirklich sinnvolle kleine Weihnachtsgeschenke. Entstanden sind 36 Seiten Sonderausgabe.
Sonderausgabe “Ich glaub ich steh im Wald – Die stärkende Kraft der Nadel- und Holzöle”
- Waldbaden – Ganz neue Review Studie
- Nadelbaumöle – Stärkung der Atemwege
- Shinrin Yoku – Waldbaden
- Waldbaden zu Hause – Basis-Infos
- Artenschutz von Bäumen und kostbare Düfte
- Exotische Baumöle: Magnolie, Tonka & Co
- Von Lorbeeröl und Schutzmasken
- Eukalyptus und Cineol, der Star bei Viren
- Ravintsara und andere Kampferbäume
- Kauftipps: Bücher und Düfte fürs Zimmer
- Die unterschiedlichen Öle der Kiefern
- Über Tannen und Nicht-Tannen
- Rezepte- und Schnupper-Tipp
- Dekorieren und basteln mit Baumölen
- Die besondere Power des Zedernöl
- Schon im Winter an den Heuschnupfen denken
- Thujaöl – eine gefährliche neue Mode?
- Übersichtstabellen der Inhaltsstoffe von Baumölen
Weitere Verwirrungen
Um die Verwirrung noch ein wenig größer zu machen gibt es immer wieder die Verwechslung zwischen Ravintsara und Ravensara. Bis vor wenigen Jahren wurde kein Unterschied gemacht. So gab es auch bei den renommierten Firmen nur ein einziges Öl auf dessen Fläschlein stand Ravensara/Ravintsara. Dies hat man ändern müssen, da es sich bei diesen beiden Bezeichnungen nicht um das ein uns selbe Öl handelt – im Gegenteil der Unterschied ist riesengroß.
Bei dem ätherischen Öl Ravensara handelt es sich um den Nelkennussbaum, dessen wissenschaftlicher Name lautet Ravensara aromaticum. Dieses Öl ist auf Grund seines hohen Methylchavicolgehaltes (ca. 90%) nicht unproblematisch und wird deshalb so gut wie gar nicht in der deutschen Aromatherapie eingesetzt.
Anosmie – Riechstörungen bei Covid-19, Parkinson und Alzheimer
Bei vielen anderen ätherischen Ölen gibt es Chemotypen so auch beim Basilikum.
Ein prägender Inhaltsstoff des Basilikumöls ist Methylchavicol
:: Was ist dir/Ihnen wert, im Bereich der ätherischen Öle über aktuelle Themen zu lesen, basierend auf seriöser Recherche? Seit 2009 kann dieses onlineMagazin zum Thema Aromatherapie kostenlos gelesen werden. Alle aktuellen und insgesamt weit über 400 Artikel über die Aromatherapie und die Aromapflege stehen euch und Ihnen hier kostenlos zur Verfügung. Meine durch Idealismus angetriebenen Recherchen, Übersetzungen, Zusammenfassungen und Einschätzungen verschenke ich, die technischen Kosten zum Betreiben einer datensicheren Website werden jedoch nicht weniger. Eine Spende kann zur Deckung dieser unsichtbaren Leistungen beitragen, ich freue mich zudem über eine Wertschätzung meiner Arbeit. Hier geht es zum Spendenformular.
Professor Hummel erklärt, wie es geht:
„Die Patienten sollen dabei jeden Morgen und jeden Abend für jeweils 30 Sekunden an vier verschiedenen Düften riechen. Dieses Training sollten sie konsequent über mindestens vier, teilweise aber auch bis zu neun Monate durchführen. Die Gerüche können dabei individuell gewählt werden. Wichtig ist nur, dass die Gerüche stark sind und einer der vier Düfte noch ein Gefühl wie ein Kribbeln, Stechen oder Kühlen auslöst.“
Du möchtest mehr über Ansomie erfahren?
In unserem webSEMINAR erzählen wir über die Möglichkeiten des Riechtrainings und die Wirkung entsprechender ätherischer Öle.
Zum webSEMINAR (klick hier)
Neue Termine:
„Ätherische Öle bei Menschen mit Demenz“
Aromapflege kann im pflegerischen Alltag bei Menschen mit Demenz eine wunderbare und sinnliche Ergänzung zur „herkömmlichen“ Pflege bieten.
Belastende Situationen wie herausforderndes Verhalten, Unruhe, gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, Ängste, Stress und Schmerzen können verbessert werden.
Sinnesbiographisches Arbeiten und die Kombination von Riechen, Sehen, Schmecken und Fühlen werden in diesem Seminar besprochen und praktisch erarbeitet.
- „Ätherische Öle-Stationsapotheke“ bei Menschen mit Demenz
- Der Mensch mit Demenz im Krankenhaus – Duftanker
- Ätherische Öle bei herausforderndem Verhalten
- Ätherische Öle bei Delir
- Biographiearbeit mit ätherischen Ölen
- Einfühlsam berühren und kommunizieren
- Schmerzerleben bei demenziell erkrankten Menschen und aromapflegerische Möglichkeiten zur Schmerzlinderung
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Hinweis zu Dosierungen und unterschiedlichen Rezepturen
Wir werden oft gefragt, warum die Dosierung im Buch eine andere ist, als in unseren Podcasts, oder warum wir nun die eine oder andere Mischung für eine spezielle Anwendung mit unterschiedlichen ätherischen oder fetten Ölen empfehlen. Dies hat unterschiedliche Gründe, z.B. können wir in den Podcasts noch viele Erklärungen und Ergänzungen einfügen, wir können die Dosierungen für einzelne Menschen besser differenzieren als in Büchern. Ausserdem vergleichen wir auch die Inhaltsstoffe einzelner ätherischer Öle, so dass wir viele alternative Mischungen mit ganz unterschiedlichen Ölen empfehlen können, die jedoch allesamt gut funktionieren. Wir möchten damit auch aufmerksam machen, dass die Anwendung ätherischer Öle so vielfältig ist wie kaum eine andere naturheilkundliche Anwendung. Sicher – dazu braucht man das nötige “Know how” und sicherlich auch jahrelange Erfahrung.
Deshalb schreiben wir Bücher, Magazine, Blogbeiträge, machen Podcasts, kleine Videos, Newsletter mit Mehrwert und unterrichten Menschen. Wir lassen dich an unserem Wissen also teilhaben und dies meistens sogar kostenlos.
Unser neuestes Projekt sind unsere kostenlosen Rezepturen, die du sogar ausdrucken und sammeln kannst.
Liebe Sabrina,
hab vielen Dank für die große Vielfalt und beständige Information zu äth. Ölen. Ich bin begeistert.
Eine kleine Frage: wie heißt der „prägende Inhaltsstoff des Basilikumöls“ richtig Methylcaviol oder Methylcavicol? Steht oben beides gleich zu Beginn des Artikels aufeinander folgend. Ich bin verwirrt…
Ganz herzliche Grüße aus dem windigen Norden von Anne-Katrin
Schmiedehaus-Engel
Liebe Anne-Katrin,
danke fürs darauf aufmerksam machen – klar soll es heißen Methylchavicol, also mit c.
Liebe Grüße
Sabrina
Ein sehr interessanter Beitrag! Ich habe eine Freundin mit Anosmie und werde ihr das mal anbieten. Ganz herzlichen Dank für eure soooo wertvolle Arbeit!!!
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