Das Rätsel…..Teil 3

Oftmals reichen aber zwei Worte nicht aus, um eine Pflanze ausreichend zu benennen. Schauen wir uns weitere Beispiele dazu an:
Lavandula x intermedia Lois
Mentha x piperita var. piperita
Besondere Bedeutung hat das „x“ im Namen. Hiermit kennzeichnet man den Bastardcharakter einer Pflanzenart. Im ersteren Beispiel handelt es sich um den Lavandin. Wie wir wissen handelt es sich um eine Hybride (=Kreuzung = Bastard) aus Lavandula angustifolia Mill. ssp. angustfolia und Lavandula latifolia Medik.. Schreibt man den Namen aus, erhält man: Lavandula angustifolia x L. latifolia . Im zweiten Beispiel handelt es sich um die Pfefferminze – auch ein Bastard. Die Abkürzung „var.“ steht für Varietät – ein Taxon in der Rangstufe unterhalb der Unterart (Subspezies, ssp.). Neben der Pfefferminze ist auch die Bergamotteminze eine Mentha x piperita, nämlich die var. citrata. Die alleinige Bezeichnung Mentha x piperita wäre also nicht eindeutig und ausreichend.
Einzelne Sorten von Pflanzen (übrigens die unterste Rangstufe der Systematik) werden den Namen in Anführungszeichen angehängt:
Rosa x centifolia ‚Muscosa’

Mehr botanische Namen entstammen dem Griechischen als dem Lateinischen, was aber durch die Latinisierung verwischt wurde. Im Allgemeinen wurden/werden für botanische Namen verwendet:
• alte griechische und römische Pflanzennamen
• Namen der Mythologie
• Nomen und Adjektive
• Personennamen
• volkstümliche Namen der Pflanzen verschiedener Sprachen
• geographische Bezeichnungen
• Phantasienamen
• zusammengesetzte Bezeichnungen
Als Beispiele: Die Gattung Theobroma (Theobroma cacao – der Kakao) leitet sich ab von theos= Gott und broma = Speise und bedeutet die göttliche Speise, womit man Bezug auf den Geschmack des Kakaos nahm. Die Gattung Picea (Fichten) erhielt ihren Namen nach der römischen Bezeichnung der Fichte.

Besonders interessant wird die Aussprache der Namen. Da alle Namen so behandelt werden sollen, als wären sie lateinische Worte, müssen sie auch so ausgesprochen werden, wie man die Aussprache im Alten Rom vermutet. Ein paar Regeln möchte ich kurz darlegen. Im lateinischen Alphabet fehlen einige unserer Buchstaben, wie das „k“ und das „z – in den botanischen ist an ihrer Stelle das „c“ getreten. Gesprochen wird das „c“ vor a, o, u, au (harte Vokale) wie ein „k“ und vor ae, e, i, y (weiche Vokale) wie ein „z“. Alle Konsonanten werden wie harte Vokale gehandhabt, d.h. als „k“ gesprochen (z.B. Clematis = [Klematis]). Ein „cc“ wird immer als „kz“ gesprochen (einzige Ausnahme: Yucca), ch folgt der Regel, vor weichen Vokalen wird es als „k“, vor harten Vokalen als „ch“ wie in Chemie gesprochen. Ein „v“ spricht man stets als „w“ aus, das „sch“ wird wie im Deutschen gesprochen.
Am Wortanfang und zwischen zwei Vokalen wird ein „y“ immer als „j“, innerhalb eines Wortes immer als „ü“ gesprochen. Aber Vorsicht – das „i“ wird immer als „i“ und nie als „j“ ausgesprochen.
Treffen mehrere Vokale aufeinander, so werden sie wie deutsche Umlaute gesprochen (z.B. ae = „ä“), es sei denn, sie gehören verschiedenen Silben an, wie bei vielen Endungen der Fall (-eus, -ea, -eum, -ia, -ium, -iorum, -iarum, -ides, -ensis) – hier spricht man die Vokale getrennt (z.B. Aesculus = [Äskulus], coeruleus = [zörule-us]). Wenige Ausnahmen werden häufig durch ein Trema gekennzeichnet, wie z.B. bei Aloë – auch hier werden die Vokale getrennt gesprochen. Jedes Zusammentreffen von Vokalen, die auch im deutschen keine „Umlaute“ ergeben, werden auch im lateinischen getrennt gesprochen (z.B. Viola = [Wi-ola]).

Mit diesen einfachen Regeln und Hinweisen ist die korrekte Handhabung und Bedeutung der botanischen Namen leicht und erlaubt damit eine eindeutige Identifizierung der Stammpflanzen der ätherischen Öle.

Literatur:
Zander – Handwörterbuch der Pflanzennamen, Ulmer-Verlag

Systematik des Pflanzenreichs, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH

* Die meist verwendete Bezeichnung Lavandula hybrida für Lavandin ist keine korrekte Bezeichnung – in der aktuellen Auflage des Zanders wird die derzeit gültige Version L. x intermedia geführt.

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