Das Verwirrspiel um Warnhinweise, Inhaltsstoffe und Siegel

Das Verwirrspiel um Warnhinweise, Inhaltsstoffe und Siegel

Verbraucher werden bewusst verwirrt!

In den letzten Jahren haben sich die Etiketten ätherischer Öle stark verändert – und das sorgt bei vielen für Verwirrung. Kein Wunder!

Auf manchen Fläschchen prangen Warnhinweise in Form von Piktogrammen, die eher abschreckend wirken. Andere Etiketten listen Inhaltsstoffe wie Linalool oder Geraniol auf, obwohl es sich doch „nur“ um Lavendelöl handelt. Kleine geöffnete Dosen mit Zahlen, Haltbarkeitsdaten und verschiedenste Siegel wie das Europäische Biosiegel, Demeter oder Natrue machen die Sache nicht einfacher. Und dann gibt es noch Öle mit dem Hinweis „Für Lebensmittel“ und einem Mindesthaltbarkeitsdatum.

Die Krönung? Einige amerikanische MLM-Unternehmen nutzen genau diese Verwirrung schamlos aus. Sie verunsichern Verbraucher mit Aussagen wie: „Finger weg von Ölen mit Warnhinweisen – das bedeutet, dass sie giftige oder synthetische Stoffe enthalten. Unsere Öle haben so etwas nicht!“ Das klingt dramatisch, ist aber schlichtweg falsch.

Mit meinem Blogbeitrag möchte ich aufklären, was wirklich hinter den Kennzeichnungen steckt und wie diese Aussagen Verbraucher bewusst an der Nase herumführen. Lass uns gemeinsam Licht ins Dunkel bringen!

Für die Hersteller von ätherischen Ölen gibt es folgende Deklarationsmöglichkeiten:

  • Bedarfsmittel
  • Kosmetikum
  • Lebensmittel

Ist das ätherische Öl als Bedarfsmittel deklariert müssen folgende Hinweise auf dem Etikett zu finden sein:

  • Sicherheitshinweis
  • Verwendungsdauer nach dem Öffnen
  • Botanischer Name
  • Gewinnungsmethode
  • Pflanzenteil aus dem das ätherische Öl gewonnen wurde
  • Qualität z.B. kbA, konventionell, Wildsammlung
  • Herkunftsland
  • Zertifizierung/Kontrollstelle
  • Chargennummer
  • Beschreibung z.B. 100% naturreines ätherisches Öl
  • Füllmenge
  • Anwendungsempfehlung: Zur Raumbeduftung
  • Gefahrensymbole und Warnhinweise, je nach Öl individuell

 

PV Bedarfsgegenstand

Bergamotte und Limette werden manchmal auch als Bedarfsmittel deklariert, da sonst die wertvollen Furanocumarine entfernt werden müssten, da diese lt. Kosmetikverordnung nicht in Kosmetika zugelassen werden. Furanocumarine wirken jedoch stark entspannend und in einigen Studien konnte deren antitumorale Wirkung belegt werden.

 

Wenn das ätherische Öl als Kosmetikum zugelassen ist:

  • Sicherheitshinweise
  • Chargennummer
  • INCI = Ingredients
  • Zertifizierung/Kontrollstelle
  • Botanischer Name
  • Gewinnungsmethode z.B. Wasserdampfdestillation
  • Qualität
  • Herkunftsland
  • Beschreibung z.B. 100% naturreines ätherisches Öl
  • Dosierungsempfehlung für kosmetische Anwendunge nach Sicherheitsbewertung:
    X Tropfen in 50 ml Mandelöl
  • Naturkosmetik Logo z.B. Natrue, BDIH, Demeter usw.
  • Herstellungsland
  • Füllmenge
  • Verwendungsdauer nach dem Öffnen (Dose mit geöffnetem Deckel)

 

 PV Kosmetikum

Danke an Primavera (klick hier) für die Bereitstellung der Unterlagen!

Primavera bietet sogar mittlerweile acht Demeter zertifizierte ätherische Öle an:

  • Blutorange
  • Fenchel
  • Immortelle
  • Lavendel fein
  • Orange
  • Rosmarin verbenon
  • Zitrone

Die Demeter Zertifizierung ist die in Deutschland höchste Bioqualität aus biodynamischem Anbau. Biologisch-dynamischer Anbau leistet konstruktiven Umweltaufbau hinsichtlich Bodenerneuerung, langfristiger Fruchtbarkeit und Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren (klick hier)

Bei den Lebensmittelölen sind folgende Angaben auf dem Etikett nötig:

  • Sicherheitshinweis
  • Chargennummer
  • Mindesthaltbarkeitsdatum
  • Liste der Bestandteile
  • Kontrollstellennummer
  • Verwendungszweg z.B. Würzessenz
  • Füllmenge

Wie Verbraucher durch Etiketten-Mythen manipuliert werden

Die Vorschriften für die Etikettierung von ätherischen Ölen hängen maßgeblich von ihrer Zulassung ab – als Lebensmittel, Kosmetikum oder Bedarfsgegenstand. Das schreibt der Gesetzgeber vor. Über die Sinnhaftigkeit einiger Hinweise lässt sich streiten, aber letztlich dienen sie dem Verbraucherschutz.

Ein und dasselbe ätherische Öl – aus exakt demselben Fass – kann unterschiedliche Etiketten tragen, je nachdem, wie es zugelassen ist. Es könnte als Lebensmittel verkauft werden, als kosmetisches Produkt oder als Bedarfsgegenstand. Das Ergebnis: Drei völlig unterschiedliche Etiketten, obwohl der Inhalt identisch ist.

Eine hilfreiche Übersicht seriöser Siegel und Zertifizierungen für ätherische Öle findet ihr übrigens bei Eliane Zimmermann.

Warum diese Angaben Pflicht sind

Seit 2005 müssen 26 natürliche Duftmoleküle, darunter Linalool, Geraniol und Limonen, auf Verpackungen gekennzeichnet werden, sobald bestimmte Konzentrationen überschritten werden. Diese Vorschrift gilt auch dann, wenn die Stoffe natürliche Bestandteile des ätherischen Öls sind – wie bei Lavendelöl (Lavandula angustifolia), das Linalool und Geraniol enthält.

Ähnliches gilt für Hydrolate: Oft werde ich gefragt, warum Rosenhydrolat Phenylethanol enthält, obwohl es alkoholfrei sein sollte. Hierbei handelt es sich um einen natürlichen Bestandteil des Hydrolats, der nicht zugesetzt wird. Bei Hydrolaten mit zugesetztem Alkohol ist dies deutlich auf dem Etikett ausgewiesen.

Die Wahrheit hinter den Vorwürfen

Was wirklich wütend macht: Manche Unternehmen nutzen diese gesetzlichen Vorschriften aus, um andere Marken schlechtzureden. Sie behaupten, dass Warnpiktogramme auf den Etiketten auf synthetische Zusätze oder schlechte Qualität hinweisen würden – was schlichtweg falsch ist. Besonders dreist: Firmen erfinden eigene Siegel, die „therapeutische Qualität“ suggerieren, dabei aber keinerlei unabhängige Kontrollen durchlaufen. Diese Siegel sind lediglich markenrechtlich geschützt und erwecken beim Verbraucher einen falschen Eindruck.

Die Behauptung, dass ätherischen Ölen mit Gefahrenstoffpiktogrammen Fremd- oder Füllstoffe zugesetzt werden und dass selbst EU-Bio-zertifizierte Produkte dies erlauben, ist ebenfalls unwahr.

Für Transparenz und Qualität

In meiner Schule arbeite ich firmenunabhängig. Ich kenne viele Hersteller von ätherischen Ölen persönlich und kann einige davon mit bestem Gewissen empfehlen. Diese Firmen setzen auf unabhängige Prüfungen und Zertifizierungen, um größtmögliche Transparenz für die Kunden zu schaffen.

Lass dich also nicht von irreführenden Aussagen täuschen. Vertraue auf geprüfte Qualität und informiere dich über seriöse Quellen – so bleibst du als Verbraucher souverän und entscheidest selbst! 🌿

Wenn du ätherische Öle kaufst, achte auf Etiketten, die den oben erklärten Vorgaben entsprechen. Vergleiche die Preise und orientiere dich an bekannten, seriösen Herstellern. Ätherische Öle können nie spottbillig sein, da riesige Mengen an Pflanzenmaterial benötigt werden, um sie zu gewinnen. Wenn dir der Preis jedoch extrem hoch erscheint, sei genauso kritisch – Qualität hat ihren Wert, aber übertriebene Preise sind oft ein Hinweis auf Marketingtricks.

Hör genau hin, wenn dir ätherische Öle als besonders „therapeutisch wirksam“ angepriesen werden. Solche Behauptungen sollten dich stutzig machen, vor allem wenn pure Anwendungsempfehlungen gegeben werden. Seriöse Aromapraktiker, -berater oder -therapeuten werden dir immer zu einer verdünnten Anwendung raten. Das ist nicht nur sicherer, sondern entspricht auch den Standards der Aromatherapie.

Auch die innerliche Einnahme ätherischer Öle sollte mit Vorsicht betrachtet werden. In Deutschland ist sie unüblich und gehört in die Hände erfahrener Therapeuten oder Ärzte, die genau wissen, was sie tun. Dein Wohlbefinden steht an erster Stelle, und verantwortungsvoller Umgang mit ätherischen Ölen ist der Schlüssel dazu. 🌿

Wie erkenne ich

Für die Qualität der ätherischen Öle ist es u.a. wichtig,

  • dass die Pflanzen ohne Pestizide wachsen dürfen,
  • dass sie zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden,
  • dass sie naturbelassen (genuin) sind und nicht überlagert.

 

Begriffserklärung

Naturreine ätherische Öle – genuine Öle
Die aus den Pflanzen gewonnen ätherischen Öle wurden nicht verändert. Nur diese ätherischen Öle sollten in Therapie, Pflege und nicht zuletzt auch von „Jedermann“ zur Anwendung kommen!

Apothekenqualität – DAB Öle
Hierbei handelt es sich um ätherische Öle, welche den Richtlinien der Arzneibücher entsprechen müssen. Hierbei kann es vorkommen, dass sie verändert werden, also standardisiert oder retifiziert wurden. Dies bedeutet unter Umstsänden, dass das ätherische Öl zwar den Richtlinien des Arzneibuches entspricht, aber in der Natur so gar nicht vorkommen würde.

Naturidentische – synthetische Öle
Diese Öle bestehen zwar aus Stoffen die es in der Natur gibt, werden aber im Labor „zusammengebaut“. Hier fehlt aber die synergetische Wirkung aller einzelnen Inhaltsstoffe, die es in einem genuinen ätherischen Öl gibt. Zudem weiß man bislang noch nicht, wie sich diese Stoffe auf Mensch und Umwelt auswirken, da sie bisher wenig erforscht wurden.

Synthetische Öle – Parfumöle
Sie bestehen aus ganz neuen, oft in der Natur nicht vorkommenden Molekülen und werden meist in der Duftstoffindustrie (Parfums, Deos, Shampoos, Duschgels usw.) verwendet.

Dosierung

Viele ätherische Öle verhalten sich, unverdünnt auf die Haut gebracht sehr hautreizend und noch mehr schleimhautreizend. Daher gilt eine Empfehlung bei der Qualifizierung zur Aromapflegerin und auch bei anderen Kolleginnen, welche ausbilden von einer 1 – 3 %igen Verdünnung.

Ab einer 3%igen Mischung gehen wir schon von therapeutischen Maßnahmen aus. Da die meisten Pflegenden aber keine Therapeuten sind, dürfen und sollten sie dies auch nur in Absprache mit einem Arzt oder Therapeuten tun.

Einer der Leitsätze, welche die Pflegenden in den ersten Unterrichtsstunden lernen ist folgender:

Aromapflege ist die Anwendung von Aromapflege-Produkten auf intakter Haut!!!

1%ige Mischungen
werden für die großflächige Anwendung wie z.B. Körperpflege, Massagen usw. angewendet

2%ige Mischungen
werden für die Teilanwendung wie z.B. Dekubitusprophylaxe, Pneumonieprophylaxe, Gelenkeinreibungen usw. angewendet

3 %ige Mischungen
werden z.B. bei punktuellen Einreibungen im Akutfall eingesetzt

Bei Säuglingen und Kindern ist die Dosierung wesentlich geringer.

Die Anwendung ätherischer Öle sollte immer von fachkundigen Pflegenden, Beratern oder Therapeuten erfolgen, sie sollte nicht darauf aus sein möglichst großen Profit zu erzielen. Das Wohlbefinden und die Sicherheit des Patient und/oder Kunden haben höchste Priorität!

5 Kommentare zu „Das Verwirrspiel um Warnhinweise, Inhaltsstoffe und Siegel“

  1. Hallo Frau Herber… habe ihren Blog gerade über Eliane Zimmermann entdeckt – sehr aufschlussreich – danke!
    Wir hatten uns mal kurz auf einer Primavera Fachtagung getroffen – mein Vortrag „Franciscus Kunstprojekt“.
    Mit herzlichem Gruß aus dem Allgäu
    Beate Nagel

  2. Wow –
    Sie und Eliane geben ja richtig guten Einblick in hintergründige Fakten.
    Für mich ist gerade die Liste empfehlenswerter Firmen sehr interessant – und da darf ich Sie ja vielleicht fragen, warum die Firmen Young Living und doterra nicht erwähnt sind. Habe viel gehört und – was darf man glauben.
    Herzlichen Dank für Ihr Engagement!
    Astrid

    1. „Amerikanische MML Firmen“ darunter fallen die von ihnen genannten Firmen.
      Diese haben oftmals sehr findige Anwälte, wenn es darum geht ihre Marketingstrategie zu schützen 🤷🏻‍♀️ also keine Namensnennung.

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