Ich bin ja bekennender Lavendel Fan und daher bekommt er auch jedes Jahr auf´s Neue einen Artikel gewidmet. Es ist mir unmöglich an meinem Lavendel, der in meinem Garten an jeder Ecke zu finden ist, vorbei zu gehen ohne ihn mit den Händen zu streifen und den wundervollen Duft tief einzuatmen!
Vor vielen Jahren, als Teebaumöl seinen Siegeszug in deutschen Haushalten einhielt, wurde er als „Tausendsassa“ bezeichnet – dies möchte ich ihm nun höchst offiziell absprechen – bestenfalls ist er ein „Hundertsassa“. Wenn ein ätherisches Öl überhaupt diesen Namen „Tausendsassa“ verdient hat, dann der LAVENDEL!!!
Wie bei vielen anderen Ölen gibt es auch den Lavendel in unterschiedlichen Varianten, welche man auch deutlich in ihrem Geruch, Aussehen und ihrer Wirkung unterscheiden muss.
Der Lavendel, den ich als „Tausendsassa“ und Allrounder bezeichnen würde ist der Lavandula angustifolia Mill. und wird unter dem deutschen Namen Lavendel fein, Lavendel extra, Wilder Berglavendel oder Berglavendel angeboten.
In der Aromatherapie/Aromapflege verwenden wir vor allem Lavendel fein und extra (Lavandula angustifolia Mill.), Speiklavendel (Lavandula latifolia Medik.), Schopflavendel (Lavandula stoechas L.) und Lavandin (Lavandula x intermedia super).
Auf dem mit Eliane Zimmermann gemeinsam gestalteten Lavendelposter findest Du viele wertvolle Informationen über den Lavendel. Dieses und zwei weitere Poster können hier (klick) bestellt werden.
Lavendel fein (Lavandula angustifolia Mill.)
Der offizielle oder „echte“ Lavendel führt uns in die höheren Lagen der Haute Provence. Dort wächst er ab 500 m. Auf diesen Feldern wachsen viele unterschiedliche Lavendelpflanzen. Lavendel fein enthält mehr als 100 Inhaltsstoffe. Dies ist einer der Gründe für die vielseitige Anwendung dieses Klassikers der Aromatherapie.
Mein Duft-Favorit ist der Kaschmir-Lavendel – er duftet besonders stark nach den Blüten – fast so, als wenn man seine Nase in einen Lavendelbusch steckt.
Lavendel extra (Berglavendel usw.)
Hierbei handelt es sich um den wilden Berglavendel aus der Haute Provence.
In den Bergen der Haute Provence, auf über 800 bis 1200 m Meereshöhe, wächst der wilde Berglavendel, ein feiner Lavendel von höchster Qualität mit wertvollen Inhaltsstoffen. Er riecht kräftiger und schärfer als der Lavendel fein. Sammlergruppen ernten dort in mühevoller und harter Arbeit diese Wildsammlung, denn dort kann nicht maschinell gearbeitet werden wie unten in der Ebene. Ihn nennt man auch „Heillavendel“.
Den Lavendel fein verwendet man in der Aromapflege für Einreibungen, Massagen, Bäder und in der Duftlampe.
Lavendelöl wird außerdem in der Pflege eingesetzt zur Dekubitusprophylaxe, für beruhigende Waschungen, Einreibungen, Fußbäder usw.
Auch bei der Arbeit mit demenziell Erkrankten ist Lavendelöl eines der wichtigsten ätherischen Öle, wenn es z.B. in der Biographiearbeit, Unruhe, herausforderndes Verhalten, Schlafstörungen uvm.
Lavendel extra kann als wertvolleres, inhaltsstoffreicheres der Lavendelöle seinen Einsatz z.B. bei Verbrennungen, Hautwunden, Pilzerkrankungen, Verletzungen, Insektenstichen usw. finden.
Diese beiden Lavendelarten sind zwei von wenigen ätherischen Ölen, welche man unter bestimmten Vorraussetzungen, auch mal pur auf der Haut verwenden darf.
Weitere Lavendelarten:
Lavandin (Lavandula x intermedia super)
auch als „Putzlavendel“ bekannt, ziert die Bilder und Postkarten tiefblauer Lavendelfelder aus der Provence.
Der Lavandin hat im Gegensatz zum Lavendel fein einen relativ hohen Anteil an Kampfer und wirkt dadurch eher anregend und wenn sich so mancher unwissende Lavendelöl Käufer wundert, dass er nicht einschlafen kann, sondern eher angeregt sich die Nacht um die Ohren schlägt, dann hat er unwissentlich Lavandin eingekauft. Lavandin wird häufig auf den Ölfläschchen auch als Lavendel deklariert und wenn die botanische Bezeichnung auf dem Etikett fehlt, weiss man eben nicht genau um welchen Lavendel es sich handelt! Er ist kontraindiziert bei Säuglingen und Menschen mit hohem Blutdruck.
Lavandin ist eine Kreuzung aus Lavandula angustifolia und Lavandula latifolia.
Speiklavendel (Lavandula latifolia Medik.)
ein breitblättriger (latifolia) Lavendel, der ca. 28 % 1,8-Cineol enthält, weshalb man ihn z.B. auch bei Bronchitis und Schnupfen, sowie rheumatischen und athritischen Schmerzen einsetzt. Sein Kampfergehalt liegt bei ca. 16 %, daher durchblutungs- und auswurffördernd.
Speiklavendel ist anregend und belebend, fördert die Gehirntätigkeit und könnte daher in Mischungen zur Aktivierung demenziell Erkrankter eingesetzt werden. Da der Borneongehalt (Kampfergehalt) stark schwanken kann, sollte man als Laie bei der Anwendung bei Schwangeren, Säuglingen und Kleinkindern eher vorsichtig sein.
Schopflavendel (Lavandula stoechas L.)
auch Schmetterlingslavendel genannt. Dieser Lavendel hat einen sehr hohen Monoterpen-Ketongehalt von bis zu 70 % (zusammengesetzt aus ca. 25% Borneon und ca. 45% Fenchon). Neben seinen ausgezeichneten auswurffördernden, antibakteriellen, zellregenierenden und entzündungshemmenden Wirkung, besitzt er nicht unerhebliche Nebenwirkungen. Er kann neurotoxisch und Abortiv wirken und sollte deshalb nur von erfahrenen Aromafachleuten verwendet werden!
Der Lavendel fein oder der Lavendel extra ist als ätherisches Öl schon eine Hausapotheke für sich, ob als erste Hilfemittel bei Verbrennungen, Insektenstichen oder Kopfschmerzen, bei Verletzungen, Hautpilz, Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, Bronchitis, Ohrenschmerzen, Juckreiz, Krämpfen und vielem mehr…..
Aber nicht immer ist der Lavendel die richtige Wahl wenn es um Unruhe und Ein-und Durchschlafstörungen geht: So kann es sein, dass ein unruhiger, schlafloser Patient wunderbar einschlafen kann, wenn man ihm den Duft des Lavendels auf einer Kompresse ans Bett legt – aber genauso habe ich es erlebt, dass Patienten mit dem Duft des Lavendels eher noch wacher und unruhiger werden. Dies kann auf persönliche Erfahrungen, Erinnerungen und Abneigung zurückzuführen sein oder aber wenn man den Lavendel einmal aus der duftkommunikativen Sicht betrachtet – kann es sein, dass der Patient nicht einschläft, weil er noch „unerledigte“ Dinge mit sich herumschleppt.
Egal warum, dieser Patient benötigt einen anderen Duft!
In meinen Seminaren gebe ich viele Rezepturen weiter, meist diktiere ich diese meinen Kursteilnehmerinnen und oft bekomme ich zu hören: „Lavendel ist ja in fast jeder Rezeptur mit dabei.“
Hier ist der Schmetterling ganz angetan vom Duft des Lavendel. Das ätherische Öl wird häufig aber auch zur Abwehr von Insekten verwendet, so z.B. auch im Kleiderschrank zur Abwehr von Motten. Ausserdem soll der Lavendel einen großen Beitrag zur Eindämmung der Pest gehabt haben. Die Menschen „parfumierten“ sich mit Lavendelessenz, dieser Duft hielt die für die Übertragung von der Ratte auf den Menschen, verantwortlichen Flöhe fern!
Wusstest Du, dass man das ätherische Öl der Bergamotte als den Lavendel unter den Zitrusölen bezeichnet und die Bergamotteminze den Lavendel unter den Minzen nennt?
Dies hängt mit dem gemeinsamen Inhaltsstoff Linalylacetat (Ester), der in allen drei Ölen in erheblicher Menge vorkommt und besonders entspannend auf Körper und Seele wirkt, zusammen.
Lavendel gehört zu den am besten erforschten Heilpflanzen – mittlerweile gibt es ziemlich viele Studien über die Wirksamkeit des ätherischen Lavendelöls.
Eine Studien die große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat ist die Studie das Lavendelöl innerlich eingenommen gegen Angst wirkt.
Laut dieser Studie von Prof. Siegfried Kasper (Medizinische Universität Wien), die im September 2009 auf einem Phytotherapie-Kongress veröffentlicht wurde, kann sich das Mittel Lasea mit Lorazepam, das normalerweise als Anxiolytikum (gegen Ängste) verschrieben wird, ohne Probleme messen, nur dass es kaum Nebenwirkungen hat (außer das man evtl. aufstoßen muss und dadurch den Geschmack von Lavendel im Mund hat). Eliane hat seinerzeit in Ihrem Blog darüber ausführlich berichtet (klick hier).
Der Arzt und Psychologe Dr. Helmut Niederhofer verabreichte einem 13-jährigen Jungen, der seit sieben Jahren an ADHS leidet Lavendelöl. Dreimal täglich schluckte der Teenager eine Lasea-Kapseln. Der behandelnde Arzt sagt abschließend, dass es sich vermutlich um die erste placebokontrollierte Einzelfallbeobachtung von Lavendelöl bei ADHS handelt. Die deutlich geringere Reduktion der Symptome als bei der Gabe von Psychostimulanzien spreche für weitere systematischen Studien in diesem Bereich, auch wenn bei Nicht-Psychostimulanzien wie Desipramin (trizyklisches Antidepressivum) die Erfolge ähnlich gut aussehen. Quelle: aromapraxis.de (klick hier)
Das Lavendelhydrolat ist für mich unverzichtbar geworden – es lindert Juckreiz jeglicher Art, hat eine sanfte beruhigende Wirkung und wirkt schmerzlindernd und kühlend bei Sonnenbrand.
Ein Sprühstoß des blumigen Pflanzenwasser unter die Zunge kann Nervosität und Unruhe lindern.
Summersplash
25 ml Lavendelhydrolat
25 ml Rosenhydrolat
1 Tropfen Palmarosa
1 Tropfen Ho-Blätter
Das Lavendelhydrolat ist anders zusammengesetzt als das ätherische Öl, so fehlen ihm die beruhigenden Ester. Der Geruch ist daher weniger blumig sondern eher krautig/frisch, bei manchen Hydrolaten aber auch ein wenig cumarinartig, also mit einer leichten Note nach angetrocknetem frisch gemähten Gras.
Bewährte Rezepturen mit Lavendel:
After Sun Öl
100 ml Aloe Vera Mazerat oder Kokosöl
15 Tropfen Lavendel fein
3 Tropfen Karottensamenöl (Daucus carota)
2 Tropfen Pfefferminze (Mentha piperita)
Antimykotische Mischung (Vaginalmykose)
100 ml Jojobaöl
6 Tropfen Lavendel extra oder fein
4 Tropfen Palmarosa (Cympobogon martinii)
4 Tropfen Rosengeranie (Pelargonium graveolens)
4 Tropfen Manuka (Leptospermum scoparium)
2 Tropfen Teebaum, ganz frisch (Melaleuca leucadendra)
5 Tropfen Rose türkisch 10%ig (Rosa damascena)
die Mischung in eine Weithalsflasche füllen, dreimal tägl. einen Tampon eintauchen und einführen. Das ganze mindestens eine Woche lang durchführen, danach die Dosierung für eine Woche auf 2 x tägl. reduzieren.
Anwenderinngen berichten immer wieder von einer Besserung innerhalb von Stunden, sowie einem sehr gepflegten und duftenden Hautgefühl!
Roll on– „konzentriert geht´s wie geschmiert“
10 ml Jojobaöl oder Weizenkorn
3 Tropfen Lavandin
3 Tropfen Rosmarin Ct. cineol
3 Tropfen Grapefruit (Citrus paradisi)
Haut-Im-Takt
50 ml Olivenöl
15 Tropfen Lavendel fein
wirkt hautpflegend, beruhigend, juckreizstillend und kann als komplementäres Pflegeöl zur Unterstützung bei der Dekubitusprophylaxe eingesetzt werden.
Notfall-Mischung z.B. für die Reiseapothke (ähnliche Mischung wie bei Ruth v. Braunschweig)
1 Teil Lavendel extra
1 Teil Cistrose
1 Teil Manuka
1 Teil Immortelle
Zusammenfassend kann man sagen, der Lavendel ist schon eine kleine Hausapotheke und sollte daher dort auch nie fehlen!
Anwendungsbereiche:
- Erkältungskrankheiten
- Ohrenschmerzen (gut kombinierbar mit Cajeput und Zwiebelwickel)
- Fieber (als Kompresse, auch mit Lavendelhydrolat)
- Kopfschmerzen (z.b. mit Majoran oder Pfefferminze)
- hohem Blutdruck (hier mit Ylang-Ylang und Narde)
- Krampfadern oder Venenentzündung (als Quarkwickel z.b. mit Cajeput, Zypresse und Rosengeranie)
- Bauchschmerzen (auch seelisch bedingt, dann z.B. mit Kamille römisch)
- Akne (auch als Kompressen oder punktuell auch pur)
- Verbrennungen oder Sonnenbrand
- Narbenpflege (z.B. mit Weihrauch, Muskatellersalbei, Rosengeranie)
- Stomapflege (siehe klick hier)
- Gürtelrose (z.B. mit Melissenhydrolat, Rosengeranie u. Eukalyptus citriodora)
- uvm.
Bei Insektenstichen, kleinen Verbrennungen und Sonnenbrand darf der Lavendel als eines der wenigen ätherischen Öle auch mal pur aufgetragen werden, aber achte immer darauf, dass der Lavendel möglichst „frisch“ ist, denn auch die Monoterpenalkohole reagieren empfindlich auf Sauerstoff und das ätherische Öle brennt dann auf der Haut.
Hallo Sabrina!
Also ich persönlich finde den Lavendel einfach wunderschön! Ich finde vor allem die Studie hinsichtlich der Angstlösung interessant, da gibt es ja auch recht ähnliche Studien mit der Passionsblume! Der Trend geht zurück zur Natur, was sehr erfreulich ist wie ich finde!
Danke für die zahlreichen Rezepte und viele Grüße
Andre
Hallo Sabrina,
tolle Zusammenfassung vom Lavendel. Für die Zahnheilkunde wird Lavendel sehr gerne zur Unterstützung
der entzündlichen Prozessen in der Mundhöhle eingesetzt. Im Aromatogramm wird es gerne getestet.
Mundöl – Mischung
100 ml Sonnenblumenöl
4 Tropfen Lavendel fein
3 Tropfen Rosmarin
3 Tropfen Thymian
Vielen lieben Dank für die Ideen
Janine
Tausend Dank für die kostenlosen Tipps und den super Potcast. Ich bin seit vielen Jahren ihr „Stammgast“ und habe unglaublich viel von Ihnen beiden ( Eliane Zimmermann und Sabrina Herber) gelerent. Mittlerweile bin ich ebenfalls ausgebildete Aromatherapeutin ( bin Heilprktikerin + Krankenschwester 50 Jahre alt) und durch Sie ist dieser Weg nicht unwesentlich initiiert worden. Jetzt ist es mir ebenfalls wichtig , das Wissen über die ätherischen Öle an meine PatientInnen und KollegInnen in der Klinik ( Psychiatrie) weiter zu geben. DIe Menschen brauchen diese wichtigen Infos ganz dringend und ich bin Ihnen beiden so unendlich dankbar für meine ständige Weiterbildung und Aktualisierung in Sachen der Aromapflege und Therapie.
Wundervolle Zusammenstellung zum Lavendel!
Die Link-Einbettung unter „Roll on– “konzentriert geht´s wie geschmiert”“ geht iwie ins Leere. 😉
Ich verlinke noch den Podcast:
https://www.vivere-aromapflege.de/podcast-episoden/episode-38-lavendel/